Nicholas Sinclair

Imagining the Tri-Chord

Nicholas Sinclair


"Imagining the Tri-Chord" bei kurt im hirsch ist eine Probe aus Exempel - Nicholas Sinclairs Fotoserie von Berliner Wänden kehrt dahin zurück, wo sie angefangen hat, in einen zweiten Hinterhof, den man durch drei mit Graffiti und Streetart bedeckte Durchgänge erreicht. Wer die Ausstellung besucht, kann in die Passage hinaustreten und nachsehen, ob die von Sinclair mit der Kamera eingefangenen Überlagerungen, die Ergebnisse eines kollektiven Austauschs von Spuren und Kommentaren auf den Wänden der Stadt, noch in der gleichen Form zu finden sind - oder wie der Dialog der unbekannten AkteurInnen im Stadtraum sich entwickelt hat, und welche neuen Lagen von Farbe, Papier, Nonsens und Bedeutung hinzugekommen sind.

Weniger als der vielzitierte "Jäger mit der Kamera" ist Sinclair als Sammler kollektiver städtischer Malerei unterwegs - er entdeckt sie in den Kombinationen von Wandmalereien, abgerissenen Cuttings, heruntergewaschenen Inschriften, Resten von Plakaten und Tags, die sich zum anonymen dadaistischen Palimpsest Berlins zusammenfügen. Der Titel der Ausstellung, Tri-Chord, geht zurück auf den spannungsgeladenen Tritonus, das drei Ganztonschritte umfassende Intervall, das im Mittelalter verboten war, und das in der Filmmusik gern benutzt wird, um Spannung und Unbehagen zu erzeugen.

Man kann diese direkt aus dem Gefühl und den Bewegungen der Stadt entstandenen Werke als Referenz an Cy Twombly, Franz Kline und Arnulf Rainer sehen - oder als deren Gegenteil, als eine Absage an die Künstlermythen der Moderne und eine Hommage an die ungeregelten kreativen Kräfte Berlins.