Judith Kaiser und Friederike Stanger

Keine Zeit

30.Mai 2010 - 4. Juli / Eröffnung: 29. Mai ab 19 Uhr

Judith Kaiser und Friederike Stanger

Organisiert von Lucas.

Zentrales Thema der Ausstellung „keine zeit“ und der Arbeit von Friederike Stanger und Judith Kaiser ist das Verschwinden. Die Künstlerinnen schaffen Arbeiten, die sich während der Dauer ihrer Ausstellung verwandeln, abbauen, auflösen und sichtbar machen, was entsteht, wenn gleichzeitig etwas verschwindet.

Im schleichenden Prozess der Zerstörung wird etwas Neues sichtbar. Die ephemeren Bilder, die auf dem Weg zur Auflösung entstehen, zeigen Zwischenzustände zwischen Sein und Nichtsein. Sie versetzen die Betrachter in einen Zwiespalt zwischen Festhalten am offensichtlich mühevoll Hergestellten und der Lust am Zerstören, sie gewinnen und verlieren zwangsläufig gleichzeitig. Es gibt keinen festen Zustand, kein Festhalten an der Materie. Alles löst sich auf, verschwindet und wird Erinnerung, Erinnerung an den ursprünglichen Zustand. Diese Erinnerung verändert sich aber durch die Erfahrung des Verschwindens oder dessen, was dabei sichtbar wird.

Malerei mit dem Filmprojektor
In einer Filmprojektion verbinden sich zwei gehäkelte Flächen, eine gelbe und eine braune, an der Wand zu einer Malerei. Über 180 Stunden löst ein Filmprojektor die Flächen auf, indem er langsam den Faden abzieht, aufwickelt und in eine flüchtige Zeichnung verwandelt. Die Existenz der Arbeit entspricht damit der Dauer ihrer Ausstellung; mit dem Beginn der Ausstellung beginnt der Abbau der Arbeiten.

Rauminstallation mit schwarzem Polypropylenfaden
Wie eine dreidimensionale Zeichnung hängt eine fragile, Raum füllende Skulptur aus schwarzem Polypropylenfaden von der Decke und bietet den sich zwischendrin bewegenden Betrachter ein Labyrinth an flimmernden Durchsichten. Mit einer Kurbel kann er die Schnur wieder auf ihre Spule wickeln und damit die Form der Skulptur verändern, den Abbau der Installation beschleunigen und damit die Dauer der Ausstellung bestimmen.

Untergangsstrategien
Eine Architektur aus farbigen Brausetabletten geht in einem Rinnsal unter. Das Wasser färbt sich, schäumt, greift langsam das Fundament an, lässt Türme einstürzen. Das Gebilde verliert unwiederbringlich seine Form und wird zur lebendigen Farbfläche, zur Malerei.

 

Judith Katharina Kaiser (*1983)                       

Friederike Stanger  (*1981) 

Seit 2002                   gemeinsames künstlerisches Arbeiten

Studium an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Andreas Opiolka, Grundklasse
und bei Prof. Susanne Windelen, Fachklasse Bildhauerei

2003                           2-monatiger Arbeitsaufenthalt in Mexiko
2005/06                      Auslandssemester an der Kunstakademie Montevideo, Uruguay
2007                           6-wöchiger Arbeitsaufenthalt in Laos
2006                           Preis der Freunde und Förderer der Akademieanlässlich der Sommerausstellung 2006 an der Akademie Stuttgart
Oktober 2009             Staatsexamen an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Ausstellungen:
2003      „Gesellenstücke“, Ausstellung der Klasse Opiolka, Schloss Weikersheim
2004      „Was für Keks“, Universität Frankfurt
2005      „Frankfurt- Stuttgart- Montevideo“, Montevideo, Uruguay
2006      „Warst du weg“, ein Projekt aus dem Ausland zurückgekehrter Studierender, Stuttgart
2006/07 „Korridor“, Institut für Kunstgeschichte an der Universität Bonn
2007      „Contenedor“, Austauschprojekt und Ausstellung mit Künstlern und Studierenden aus Deutschland und Uruguay, Frankfurt
2010      „Was bleibt“, Einzelausstellung im Werkstatthaus, Stuttgart