Lisa Glauer, Steffi Stangl und Käthe Wenzel

Vor allen Dingen

17. Oktober - 21.November 2010 / SneakPreview: 15.Oktober 2010, 19 – 22 Uhr / Eröffnung: 16.Oktober 2010 ab 19 Uhr

Lisa Glauer und Käthe Wenzel Steffi Stangl

Organisiert von Christina und Hanna.

Der Mensch lebt in einer Welt umgeben von Dingen. Sie eröffnen Möglichkeiten, lenken Beziehungen, bestimmen Verhaltensweisen. Dinge, mögen sie über ihre Funktion definierbare Gegenstände sein oder sich eindeutiger Definitionen entziehen, sind niemals bloße Gegenstände. Denn vor allen Dingen steht das Individuum mit seinen subjektiven Sichtweisen und Erfahrungen. In Kooperation mit dem themenspezifischen und spartenübergreifenden Ausstellungsprojekt Das DING - Objekt und/oder Individuum der Berliner G.A.S.-station zeigt die Galerie Kurt im Hirsch Arbeiten von Lisa Glauer, Steffi Stangl und Käthe Wenzel.

In ihrer kinetischen Installation macht die Künstlerin Steffi Stangl die eigenen subjektiven Assoziationen und Emotionen bei der Begegnung mit dem alltäglichen Gegenstand einer Schere für den Betrachter erlebbar. Für die Künstlerin steht die Schere für den unausweichlichen Schnitt, das einschneidende Ereignis des Todes in unserem Leben. Ein eigentlich klar über seine Funktion definiertes Ding wird durch das assoziative Erleben der Künstlerin neu erdacht und verliert damit seine Eindeutigkeit.

Wenn die Dinge über ihre vorgesehenen Funktionen und Zusammenhänge hinaus Bedeutung erhalten oder Begriffe und soziale Zustände in der Gestalt eines konkreten Dinges Ausdruck finden, wird die Komplexität und Widersprüchlichkeit unseres Alltags plötzlich offenbar. Käthe Wenzels und Lisa Glauers Projekt JelliBelly Bauchpinselmaschinen-Service ist eine satirische Intervention in wirtschaftliche, soziale und politische Öffentlichkeiten der Bundesrepublik. Aufgezogen als Vermarktungsaktion, arbeitet das Projekt mit den Mitteln der „Marktumfrage“ und des „Product Placement“, mit PassantInnen-Befragungen und Interviews und erforscht die Konditionen unseres Arbeitslebens: Wer bauchpinselt wen, wie und wozu?

Individuelle Konfliktsituationen unseres gesellschaftlichen Alltags waren auch Ansatz für die Entwicklung der Nein-Maschine: Schnell, effizient und konfliktarm - which part of "no" do you not understand? Sparen Sie sich das Geld für Coach und Mediation, gegen Einwurf von nur 50 c beendet Käthe Wenzels und Lisa Glauers Nein-Maschine Diskussionen und zieht Grenzen, ganz ohne langwierige Auseinandersetzung.

Während der Besucher der beklemmenden Situation von Steffi Stangls Schereninstallation passiv ausgesetzt ist, darf er bei Käthe Wenzel und Lisa Glauer selbst aktiv werden. Die von den beiden Künstlerinnen angebotenen maschinellen „Seviceleistungen“ erscheinen als „verdinglichte“ Antwort auf Bedürfnisse und Zwänge unserer Gesellschaft.

Lisa Glauer befasst sich mit Deauthentisierungsprozessen in Malerei und Installation und mit partizipatorischen Projekten. Sie studierte an der School of Art & Design, SUNY Purchase, Malerei und Kunstgeschichte am Pratt Institute, Brooklyn, sowie Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Seit 2009 ist sie künstlerische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kunst im Öffentlichen Raum und Neue Künstlerische Strategien an der Bauhaus-Universität Weimar.

Steffi Stangl versteht sich als klassische Bildhauerin, obwohl sie sich mit dem Thema Bewegung beschäftigt. Sie erarbeitet kinetische Objekte und Installationen, die oftmals physikalische Phänomene aufgreifen. Sie war Meisterschülerin bei Prof. Inge Mahn in Berlin-Weißensee. Für „Spieldose mit Ballerina” erhielt sie den Mart-Stam-Förderpreis. Steffi Stangl unterrichtete an der Hochschule für Bildende Künste, Dresden. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Käthe Wenzel arbeitet über die kollektive Produktion von Kultur, die Schnittstelle von Kunst und Naturwissenschaft sowie die Herstellung und Verhandlung von Öffentlichem Raum. 2003 Promotion über “Fleisch als Werkstoff”. 2009/10 Fulbright Exchange Scholar in New York, Lehraufträge an der School of Visual Arts, New York, der International Jacobs University Bremen und an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Sie lebt und arbeitet in Berlin.


In Kooperation mit:
G.A.S.-station: Das DING - Objekt und/oder Individuum
9. Oktober 2010 - 4. Februar 2011
www.2gas-station.net