Clara Brörmann, Caroline Kryzecki, Agnieszka Szostek

Raum für Spekulationen

26. April - 25. Mai 2014

Eröffnung: Donnerstag, 24. April 2014, 19 Uhr
Öffnungszeiten Sa-So 14-17 Uhr u. nach Vereinbarung

kuratiert von Lena Fliessbach


Spekulationen sind Behauptungen und Erwartungen ohne gesicherte Erkenntnis. Sie sind assoziativ, verknüpfen und verlinken Möglichkeiten, wägen ab, schaffen neue Perspektiven. Ohne Spekulationen über die Welt kommt der Mensch nicht aus, sagt Kant. Durch sie gelangen wir zu neuen Erkenntnissen: Wir gehen über unsere herkömmlichen empirischen und praktischen Erfahrungen hinaus. Die Ausstellung von Clara Brörmann, Caroline Kryzecki und Agnieszka Szostek bietet Raum für Spekulationen und Spekulationen im Raum. Ihre geometrischen Kompositionen ragen in die Galerie hinein, sie schaffen neuen Raum, brechen ihn auf und bringen ihn zum Vibrieren.

Die zarten, verdichteten Linien von Clara Brörmanns Radierungen erzeugen geometrische Konstruktionen und Zeichensysteme. Sie erinnern an Bauzeichnungen für futuristische Architekturen. Durch rhythmische Strukturen entstehen sich wölbende, dynamische Räume. Neben den Radierungen zeigt Clara Brörmann Ölgemälde. In ihrer Malerei überlagern sich in komplexen Prozessen Bild- und Farbschichten: Farbe wird aufgetragen und durch Klebeband und Schleifpapier wieder abgelöst, ein sich ständig wiederholender Vorgang, bis das Werk seine endgültige Gestalt annimmt. Dass der Entstehungsprozess für den Betrachter erkennbar bleibt ist ein ebenso bedeutender Bestandteil des Werks wie Assoziationen aus Literatur und Theorie.

Die Kugelschreiberzeichnungen von Caroline Kryzecki folgen genauen mathematischen Berechnungen. Aus zwei leicht schräg übereinander gelagerten Linienrastern entsteht ein Moiré-Effekt, der an flimmernde Fernseher, Störbilder auf Computerbildschirmen oder Druckfehler erinnert. Das System linearer Strukturen beginnt sich zu bewegen und zu schwingen. Das entstehende Bild ist von der Künstlerin in der optischen Wirkung nur teilweise kontrollierbar: Durch Störungen und kleine Fehler wird die präzise Kalkulation wieder aufgebrochen. Die Imperfektion ist Teil der Zeichnungen und vervollständigt diese erst. Addiert man alle Linien einer Zeichnung, so ergibt sich eine Strecke von ungefähr einem Kilometer. 

Agnieszka Szostek erforscht in ihren Arbeiten optische Phänomene, Raumerfahrungen und Wahrnehmungsprozesse. Auch in den von ihr als „Batmans“ bezeichneten Skulpturen spielt die Künstlerin mit räumlicher Wahrnehmung. Wie unabhängige, eigentümliche Kreaturen beginnen die „Batmans“ einen Dialog mit dem Betrachter. Mit ihrer zeichenhaften Erscheinung und ihren glänzenden Oberflächen erinnern sie an Fertigbaumodule oder Werbetafeln. Agnieszka Szostek überführt die Strukturen des Alltags in analytische, stark abstrahierte Kompositionen. Für die Ausstellung hat sie eine bewegte Projektion entwickelt, welche die Form der „Batmans“ aufgreift und um eine räumliche Ebene erweitert.


Agnieszka Szostek     Caroline Kryzecki     Clara Brörmann    

Die 1982 in Duisburg geborene Clara Brörmann lebt und arbeitet in Berlin. Dort hat sie seit 2004 an der Universität der Künste bei Daniel Richter, Anselm Reyle und Robert Lucander studiert und 2011 mit dem Meisterschüler abgeschlossen. Ihre “swingende Geometrie”1 erzeugt sie in ihren Bildern in einem Prozess von Konstruktion, Destruktion und Erneuerung der Farbschichten und Formen. 2011 hat die Künstlerin das Stipendium der Dorothea Konviarz-Stiftung erhalten, des weiteren war sie 2013 Stipendiatin des Goldrausch-Künstlerinnen Projektes in Berlin. Clara Brörmann hatte bereits Einzelausstellungen in Berlin und New York, zuletzt bei der Galerie Schwarz Contemporary, von der sie seit 2011 vertreten ist.
www.clarabroermann.de

Caroline Kryzecki wurde 1979 in Westfalen geboren. Sie lebt seit 2003 in Berlin und hat an der UDK Berlin in den Klassen von Daniel Richter, Anselm Reyle und Robert Lucander studiert. Ihre geometrisch- systematischen Bilder und Zeichnungen stellt sie meist aus Alltagsmaterialien her, wie Industrielacken und Kugelschreibern. Im Rahmen des Kulturaustauschstipendiums des Berliner Senats hat sie 2012 ein halbes Jahr in Istanbul gelebt und dort eine Feldforschung der visuellen Logik des Alltäglichen betrieben. Ihre Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und im Ausland gezeigt, unter anderem in der Galerie fiebach, minninger in Köln, in der Kunsthalle Wilhelmshaven, in der Galerie Polistar und der ArtInternational Istanbul, der Young Artists Biennial Bukarest sowie im AUTOCENTER und im Kwadrat, Berlin.
www.kryzecki.de

Agnieszka Szostek wurde 1982 in Krakau in Polen geboren. Sie hat bei Sean Scully und Günther Förg in München an der Akademie der Bildende Künste studiert und zuvor ihr Studium für Grafik und Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Krakau abgeschlossen. Ihre Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und im Ausland gezeigt, unter anderem in der Galerie Wahrus Rittershaus in Köln sowie in der Galerie Ben Kaufmann in Berlin. Sie nahm am 2. International Visual Art Festivals in Patras, Griechenland teil. Ihre Arbeiten wurden im Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt, im Kunstraum München und im Neuen Aachener Kunstverein ausgestellt. Agnieszka Szostek lebt und arbeitet in Berlin.