Futropolis-Preis für die Zukunft der Stadt

Das dritte Jahrtausend wird das Jahrtausend der Städte: Zum ersten Mal leben mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land, 2050 werden es voraussichtlich zwei Drittel der Erdbevölkerung sein. Die Probleme liegen auf der Hand: Privatisierung, Verdrängung, Umweltprobleme, alternde Infrastrukturen, mangelnde Nachhaltigkeit. Praktische Lösungen erfordern die Abkehr von hegemonialen Erzählungen und neue Zugänge zu Technik, Umwelt und Lebwesen.

Für neue Lösungen, die künstlerisch entwickelt und erprobt werden, zeichnet Futropolis e.V. jedes Jahr ein Kunstprojekt aus, das für die Problemfelder Zusammenleben, posthegemoniale und postanthropozäne Stadtkulturen, Energie, Transport und Recycling sensibilisiert und Impulse für die Stadt der Zukunft gibt.



Kaaren Beckhof 2016

Blau Pappe Grün Hängen

Der 2. Futropolis Preis 2016 geht an Kaaren Beckhof für ihre urbanen Streuzeichnungen.

Ausgehend von der südindischen Praxis der "Kolamzeichnungen", bespielt Kaaren Beckhof großflächig den städtischen Asphalt - und eröffnet damit Labyrinthe, Meditationsräume und unerwartete Pracht im Straßenraum.

Beckhofs Kolams sind labyrinthartige, mit weißem Steinmehl gestreute Zeichnungen. Die Grundform besteht aus einem Punktegitter, das meditativer Konzentration folgend, mit einer unendlichen Linie umfahren wird. Sie markieren Übergänge, Schwellen zwischen Innen und Außen, Privatem und Öffentlichen. Sobald sie vollendet sind, tragen sie sich wieder ab.

Das Kolamsetzen ist eine alte aber sehr lebendige Kulturpraxis der Frauen in Tamil Nadu/ Indien. Die indische Praxis existiert unabhängig von der Zugehörigkeit zu Kasten, Klassen, Berufsgruppen oder Religionen und wird grundsätzlich mit Ideen zur Begrüßung und Segnung verbunden. Diese universellen Aspekte übernimmt Kaaren Beckhof. Nach Europa übertragen, entwickelt sie die Streuzeichnungen weiter und passt sie den örtlichen, vorgefundenen Gegebenheiten an.



Claudia Schmitz 2014

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Der 1. Futropolis Preis 2014 geht an Claudia Schmitz für ihr Recycling- Kunst-Projekt zur Zukunft des Mauerstreifens, „Benutzte Gegenwart“.

Zum Mauer-Jahr 2014 baut sie eine Installation aus 40 Windhosen im Mauerpark auf. Die Windhosen schweißt sie aus gefundenem Plastikmüll zusammen, ein Recycling-Projekt der eigenen Art: „Mich interessierte nicht nur die Vergangenheit hier auf dem Mauerstreifen, sondern vor allem, was nach dem Mauerfall passiert ist, wie es hier weitergeht,“ sagt sie.

Der Mauerpark, wo bis 1989 die Grenztruppen Wache hielten, hat sich zur In-Meile und zum Touristenmagneten entwickelt. Das bringt Atmosphäre und Geld in den Bezirk, macht aber auch Probleme und vor allem Müll: Ein Drittel des Pankower Grünflächenbudgets geht inzwischen für die Säuberung des Mauerparks drauf. Schmitz' Installation macht auf die Problematik aufmerksam: Wie stellen wir uns die Zukunft unserer Grünflächen vor, wo liegt die richtige Balance zwischen Nutzung, Pflege und Erhaltung? Schmitz macht Alternativvorschläge, die den Weg für praktische Lösungen vorbereiten.

Gefördert durch Bezirksamt Pankow von Berlin, Stiftung Künstlerdorf Schöppingen, Künstlermagazin Berlin und flying colors, Berlin.